Kann Zähneknirschen Kopfschmerzen auslösen?
Spannungskopfschmerz erkennen und Ursache behandeln
06. March 2020
Kopfschmerzen betreffen eine Vielzahl von Menschen. Laut der Weltgesundheitsorganisation gehören Kopfschmerzen zu den zehn Krankheiten, die weltweit die größten funktionellen Beeinträchtigungen hervorrufen [1]. Seit 1992 werden Daten über die globalen Folgen von Erkrankungen (Global Burden of Disease, GBD) gesammelt und ausgewertet. Unter vielen anderen Krankheiten werden auch Daten über Kopfschmerzen erfasst. In der EU leiden 79% der Menschen zumindest einmal im Jahr an Kopfschmerzen [3]. Spannungskopfschmerz auch Tension Type Headache (TTH) genannt, wird als die zweithäufigste Erkrankung der Welt (22%) gelistet. Danach folgt gleich die Migräne (15%).
Beim Spannungskopfschmerz zeigt sich, dass 38 von 100 Menschen davon betroffen sind [3].
So erkennen Sie einen Spannungskopfschmerz
Typisches auftreten:
- meistens morgens, nach dem Aufwachen
- oder morgens keine Schmerzen, aber Entwicklung über den Tag mit Maximum am Nachmittag
Schmerzart:
drückend, straffend, nicht pulsierend, einseitig vor allem im Schläfenbereich
Verschlimmerung / Verbesserung durch:
sportliche Aktivität, kann sowohl positiv als auch negativ auf den Schmerz wirken. [4]
So kann Zähneknirschen zu Kopfschmerzen führen
Der Spannungskopfschmerz wird mit Zähneknirschen in Verbindung gebracht. Knirschen mit den Zähnen wird auch als bruxieren (Bruxismus) bezeichnet. Dabei werden die Zahnreihen aneinander gerieben oder aneinandergepresst. Es entstehen sehr hohe Kräfte, die durchaus die normalen Kaukräfte deutliche übersteigen. Die Kaumuskulatur wird dabei dauerhaft aktiviert und belastet. [5]
Führt man sich das vor Augen, ist schnell klar, dass eine so starke Belastung zu Kopfschmerzen führen muss.
Wann knirscht man mit den Zähnen?
Geknirscht wird sowohl im wachen Zustand als auch während des Schlafens, immer jedoch unbewusst [5]. Daraus lässt sich bereits erkennen, warum der Spannungskopfschmerz zu unterschiedlichen Tageszeiten auftritt.
Beim Knirschen und Pressen im Schlaf stellt sich der Schmerz bereits beim Aufwachen ein und schwächt dann erst mal ab. Wohingegen beim unbewussten Zusammenpressen und Knirschen während des Wachseins das Maximum dann am Nachmittag auftritt.
Warum knirschen wir mit den Zähnen?
Knirschen und Pressen werden heute als Funktionen des Kauorgans angesehen, die physiologischen Aufgaben in der Stressverarbeitung übernehmen. Aus Studien kann abgeleitet werden, dass stressbedingte körperliche Reaktionen bei Bruxismus abgemildert werden können – so ist unter anderem nachgewiesen, dass der Anstieg von Stresshormonen geringer ist, wenn mit den Zähnen geknirscht wird [6]. Auch werden im Gehirn bestimmte Areale aktiviert und die Durchblutung gesteigert.
Sollte man versuchen Zähneknirschen zu verhindern?
Nein. Trotz möglicher Zahnbeschädigung ist es therapeutisch nicht empfehlenswert, dass Knirschen abzustellen. Besser ist es dafür zu sorgen, dass die auftretenden Kräfte nicht zu einer dauerhaften Schädigung von Zähnen und Zahnfleisch führen. Das kann mit einer Aufbissschiene erfolgen, die von Zahnärztin oder Zahnarzt empfohlen und eingesetzt wird.
Es ist empfehlenswert festzustellen, ob individuelles Knirschen oder Pressen zu erkennen ist. Insbesondere, wenn Kopfschmerzen vorhanden sind, die dem Spannungskopfschmerztyp zugerechnet werden können. Was können Sie zunächst tun?
Beobachten Sie sich einmal selbst
Wie ist Ihr Zahnzustand? Weisen die Zähne stark abgeschliffene Flächen auf?
Haben Sie Kopfschmerzen wie oben beschrieben?
Wenn Sie Knirschen an sich beobachten, ist es ratsam einen Zahnarzt zu konsultieren. Dieser kann mit dem Digital Report BRUX und der Methode des sogenannten BRUX CHECKER® prüfen, wie stark Sie tatsächlich knirschen [7; 8]. Basierend auf diesen Befunden kann gemeinsam mit der Zahnärztin/dem Zahnarzt über eine mögliche Behandlungsstrategie nachgedacht und eine Besserung Ihrer Beschwerden erzielt werden.
Machen Sie sich noch heute einen Termin für BRUX aus! Alle Zahnärztinnen und Zahnärzte, die dieses Service anbieten, finden Sie in unserem Zahnarztfinder.
1 Stovner L et al. Die globale Belastung durch Kopfschmerzen: eine Dokumentation der weltweiten Prävalenz und Behinderung von Kopfschmerzen. Cephalalgie; 27 (03) 193-210; (2007).
2 Saylor D und Steiner TJ The Global Belastung durch Kopfschmerzen. Semin Neurol; 38 (02): 182 & ndash; 190; (2018)
3 Vos T et al. Years lived with disability (YLDs) for 1160 sequelae of 289 diseases and injuries 1990-2010: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2010. Lancet 2012; 380 (9859): 2163-2196
4 Marchand A et al. Comparing neck extensor muscle function in asymptomatic Canadian adults and adults with tension-type headache: a cross-sectional study. BMJ Open e020984. doi:10.1136/bmjopen-2017-020984 (2019)
5 Lobbezoo F et al. International consensus on the assessment of bruxism: Report of a work in progress. J Oral Rehabil. 00;1–8; https://doi.org/10.1111/joor.12663 (2018)
6 Sato S und Slavicek R Bruxismus als Stressbewältigungsfunktion des Kauorgans. Stomatologie 100, 4, 87-97 (2003)
7 Onodera K et al. The use of a bruxChecker in the evaluation of different grinding patterns during sleep bruxism. (Clinical report) CRANIO The Journal of Craniomandibular Practice 24, 4, 292-230 (2006)