Wie kauen und die Hirnaktivität zusammenhängen
Kauen und Gehirnaktivität hängen zusammen
27. July 2020
Kauen und Hirnaktivität sind eng miteinander verknüpft. Denn dieser Prozess wird, wie viele andere Vorgänge in unserem Körper auch, im Gehirn gesteuert. Und doch sind die Zusammenhänge etwas anders. Kauen aktiviert Teile des Gehirns, die mit dem Gedächtnis verknüpft sind. Lesen Sie jetzt, welche Auswirkungen das insgesamt haben kann.
Kauen und die Hirnaktivität
Kauen aktiviert das Gehirn und hält unser Köpfchen somit gesund. Damit das auch so bleibt, sollten Sie regelmäßig prüfen, ob Ihre Kaufunktion im Normbereich liegt. Das können Sie ganz leicht mit dem Kaufunktionstest CHEW von Orehab Minds. Fragen Sie Ihre Zahnärztin oder Ihren Zahnarzt nach CHEW.
Kauen aktiviert das Gehirn
Das stomatognathe System (Gesamtheit aller Strukturen im Kopf-, Mund/Kiefer- und Halsbereich mit ihren weitgehenden Interaktionen und wechselseitigen Abhängigkeiten) ist bereits frühzeitig in das Erlernen und Trainieren von motorischen Bewegungen eingebunden. Ab der 18. Schwangerschaftswoche setzt eine lange, bis zum 5. Lebensjahr andauernde, rasante Gehirnwachstumsphase ein. In dieser Phase werden die Finger erprobt, der Fötus kann greifen, und erkundet mit den Fingern die Lippen und den Mundraum – es wird am Daumen genuckelt. Der Unterkiefer wird bewegt, der Fötus gähnt und schluckt. All diese sensorischen und motorischen Aktivitäten sind wesentlich mit der Entwicklung des Gehirns verbunden und stellen wichtigen Input für das noch wachsende Gehirn dar, in dem die neuronalen Vernetzungen erst ausgebildet werden müssen [2].
Aktivierung des präfrontalen Kortex
Viele Studien zur Gehirnkartierung haben eine Aktivierung im – mit dem Gedächtnis verknüpften – präfrontalen Kortex während des Kauens gezeigt [3]. Mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) wurde gezeigt, dass Kauen einen beidseitigen Anstieg der Aktivität verursacht:
- im sensomotorischen Kortex (Steuerung haptischer Wahrnehmung sowie willkürliche, motorische Muskelbewegungen
- im Thalamus (größter Teil des Zwischehirns, Aufnahme und Aussortieren von Sinnesreizen und Weitergabe ins Großhirn)
- in der Amygdala (regelt mit dem Hippocampus emotionale Äußerungen)
- und im Kleinhirn (Kontrolle flüssiger Bewegungsabläufe: das Gleichgewichtsgefühl, Kontrolle der gesamten Motorik durch Aufrechterhalten eines normalen Muskeltonus)
Bei älteren Personen war dieser Anstieg in den drei erstgenannten Regionen weniger ausgeprägt, dafür im Kleinhirn deutlicher.
Kauen trainiert gegen senile Demenz
Bei älteren Menschen ist die Funktion des Kauens in die neuronalen Schaltkreise des Hippocampus (Gedächtnis und Lernen) integriert. Es wird hypothetisch daraus abgeleitet, dass die Funktion des Kauens beim älteren Menschen neuronale Schaltkreise aktiv hält und offensichtlich eine wichtige Rolle bei der Vermeidung von altersbezogener Desorientierung spielt. Kautrainings könnten somit als hilfreiche Therapie zur Prävention von seniler Demenz dienen [4].
Der Einfluss auf das Gehirn
Das Kauen hat erheblichen Einfluss auf unterschiedliche Areale des Gehirns. Dieser Zusammenhang wird noch zusätzlich durch unterschiedliche Nahrungsbestandteile moduliert [7]. Es besteht ein Zusammenhang zwischen der kognitiven Leistungsfähigkeit und der Kaueffizienz. Je deutlicher das Kauvermögen eingeschränkt ist, desto stärker auch der demente Abbau. Ein Zusammenhang zwischen der Anzahl der vorhandenen Zähne und dem Stadium einer diagnostizierten Alzheimer Demenz wurde in wissenschaftlicher Literatur beschrieben. Auch wenn noch kein endgültiger wissenschaftlich abgesicherten Beweis abgeleitet werden kann, so ist der Zusammenhang zwischen gutem Kauvermögen und geistiger Regheit durchaus belegbar [8]. Und die soziale Interaktion bei einem geselligen, gemeinsamen Essen mit regen Gedankenaustausch darf dabei ebenfalls nicht außer acht gelassen werden.
Kauaktivität fördert die Hirndurchblutung
Das menschliche Kauen wird in erheblichem Umfang von der Zunge unterstützt. Die Positionierung der Nahrung, die Erkennung von Konsistenz und Größe sowie die Unterstützung des Vorgangs zum Seitenwechsel sind essentielle Funktionen, ohne die das Kauen nicht möglich wäre. Beim beidseitigen Kauen von Kaugummi korreliert die Aktivität des primären sensomotorischen Kortex mit den Zungenbewegungen, was durch fMRI-Untersuchungen gezeigt werden konnte. Diese Aktivierung ist offenbar abhängig von der bevorzugten Kauseite und in beiden Hirnhälften unterschiedlich.
Kauaktivität fördert die Hirndurchblutung
Diese Daten stützen die angenommene Existenz von Kurzzeitgedächtnisfunktionen zur Speicherung von vor kurzem ausgeführten Bewegungsmustern. Die Stimulation von Hirnarealen bei älteren Menschen oder bei Rehabilitation nach Hirnverletzungen kann durch kontrollierte Kauaktivität unterstützt werden [6]. Die Kauaktivität fördert die Hirndurchblutung. Dieser Effekt ist auf der Kauseite größer als auf der Nicht-Kauseite. Die Durchblutung lässt sich dabei beidseitig mit transkraniellem Doppler-Ultraschall messen und sichtbar machen.
Gesunde Freiwillige erhielten die Aufgaben zusammenzubeißen, Kaugummi zu kauen und die Zähne aufeinanderzuschlagen. Beim Zusammenbeißen wurde eine hohe Muskelaktivität simuliert. Das Kaugummikauen sollte moderate Muskelaktivität repräsentieren. Geringe Muskelaktivität wurde durch Aufeinanderschlagen der Zähne simuliert. Das Basisniveau der Hirndurchblutung wurde gemessen, während sich der Unterkiefer in der Ruheposition befand. Die Hirndurchblutung war während der intensiven isometrischen Kontraktion des Massetermuskels (großen Kaumuskels) beim Zubeißen auf der Arbeitsseite stärker. Diese Ergebnisse legen nahe, dass die aufgabenbezogene Veränderung der Hirndurchblutung von der Veränderung der peripheren Durchblutung infolge der Muskelkontraktion beeinflusst wird [5].
Fazit:
Um das Gehirn und seine Aktivitäten bis ins hohe Alter gesund zu erhalten, sollten Sie auch Ihre Mundgesundheit und damit ihre Kaufähigkeit erhalten. So können Sie einen Teil dazu beitragen, geistig fit zu bleiben und Ihre Lebensqualität auf einem gewohnten Standard behalten.
Wenn Sie Ihre Kaufunktion überprüfen lassen möchten, dann empfehlen wir Ihnen den Kaufunktionstest CHEW. In unserem Zahnarztfinder finden Sie Zahnärztinnen und Zahnärzte, die Ihnen den CHEW-Test anbieten. Machen Sie sich noch heute einen Termin aus!
Bleiben Sie gesund!
Ihr Orehab Minds-Team
1 De Vries JIP et al. The emergence of fetal behaviour. I. Qualitative aspects. Early human development 7.4; 301-322. (1982)
2 Dittrich E Ein Atlas der frühen Gehirnentwicklung-science. ORF. at. ÖAW Young Science (2013)
3 Onozuka M et al. Mapping brain region activity during chewing: a functional magnetic resonance imaging study JDentRes 81; 743-746 (2002)
4 Sasaguri K et al. Involvement of chewing in memory processes in humans: an approach using fMRI International Congress Series 1270; 111-116 (2004)
5 Hasegawa Y Influence of human jaw movement on cerebral blood flow JDentRes 86(1); 64-68 (2007)
6 Onozuka M et al. Age related changes in brain regional activity during chewing: a functional magnetic resonance imaging study JDentRes 81; 743-746 (2003)
7 Peyron MA et al. Effects of increased hardness on jaw movement and muscle activity during chewing of visco – elastic model foods 2002 ExpBrainRes 142; 41 – 51
8 Dienel M Ein neu entdeckter Schutzfaktor vor Alzheimer – Demenz: Zahlreiche noch erhaltene Zähne – die Neuburger Demenzstudie EuroJGer 8(3); 166 – 170 (2006)