Kauen und geschlechtsspezifische Unterschiede
Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede beim Kauen?
18. May 2020
Es ist wichtig vorzusorgen für die Gesundheit. Auch Ihre Mundgesundheit sollte im Mittelpunkt stehen, denn Sie hat Einfluss auf viele körperliche Eigenschaften. Orehab Minds hilft Ihnen dabei zusammen mit Ihrer Zahnärztin oder Ihrem Zahnarzt jederzeit im Blick zu haben, wie es um Ihre individuelle Kaufunktion und Ihre Mundgesundheit steht.
Männer kauen kräftiger, Frauen länger
Was auffällt und deutlich hervorsticht: Ernährungsgewohnheiten von Frauen und Männer sind unterschiedlich. Das lässt sich meistens bereits schon beim Einkauf von Nahrungsmitteln erkennen. Dass dabei auch die Aspekte Bedürfnis und Befriedigung zu berücksichtigen sind, ist klar: beim einen geht es um das reine Stillen des Hungers, beim anderen um den Genuss und die Lebensfreude [1]. Auch diese Aspekte gilt es bei der Frage, ob es bei Frauen und Männer Unterschiede gibt, zu berücksichtigen.
Unterschiede bei Kauzyklen
Betrachtet man das nun genauer und schaut sich die Bewegungen der Kauvorgänge in Beziehung mit dem Geschlecht an, dann zeigt sich, dass Männer Kauzyklen mit einer größeren vertikalen und seitlichen Bewegung durchführen. Bei Frauen hingegen ist die Dauer der Kauzyklen länger. Der Grund dafür ist eine deutlichere Verlangsamung am Ende der Kraft-Phase, also jene Phase, bei der die Zähne nahe zueinander gebracht werden [2]. Männer entwickeln durchschnittlich höhere Kaukräfte als Frauen. Dabei ist jedoch bemerkenswert, dass kein direkter Zusammenhang zwischen Kaukraft und Muskelaktivität abgeleitet werden kann (gemessen mit elektromyographischen Aufzeichnungen) [3].
Andere Faktoren sind entscheidend
Jedoch wird der geschlechterspezifische Unterschied beim Kauen durch viele andere Faktoren überlagert. So hat vor allem der intraorale Status inklusive der prothetischen Versorgungen einen wesentlich größeren Einfluss. Die Kaufunktion ist in der Regel bei Menschen mit Prothesen im Vergleich mit der natürlichen Bezahnung vermindert. Auch das Alter spielt eine Rolle: der ältere Mensch kaut langsamer, benötigt also mehr Kauzyklen, um den gleichen Zerkleinerungsgrad der Speisen zu erreichen [4].
Osteoporose kann die Kaufunktion beeinflussen
Die Kauleistung und die Kaumuskelaktivität wird jedoch nicht nur von lokalen intraoralen Faktoren oder Alter und Geschlecht beeinflusst. Bei Frauen mit Osteoporose im Oberkiefer und im Unterkiefer beispielsweise wurden die elektromyographische Aktivität und die maximale Beißkraft der Backenzähne (Molaren) untersucht und mit Frauen ohne Osteoporose verglichen. Frauen mit Osteoporose wiesen im großen Kau- sowie Schläfenmuskel (Masseter- und Temporalismuskel) eine höhere Muskelaktivität auf, wenn die Zähne geschlossen waren. Es wurde jedoch eine geringere Muskelaktivität beim Kauen erreicht. Osteoporose im Gesichtsbereich kann also die Aktivitätsmuster der Kaumuskeln stören [5]. Das bedeutet, dass auch Krankheitsbilder Unterschiede in der Funktionalität des Kauens ausmachen können.
Geschlechtsunterschiede werden überlagert
Die Differenz der Kaufunktion bei Frauen und Männern ist gegeben, jedoch wird sie durch verschiedene Faktoren überlagert. Ebenso spielen Essgewohnheiten eine Rolle. Werden allerdings verschiedene Ko-Faktoren berücksichtigt – insbesondere bestimmte Krankenheiten, so fällt der Unterschied wesentlich deutlicher aus.
Wenn Sie Ihre Kaufunktion überprüfen lassen möchten, dann empfehlen wir Ihnen den Kaufunktionstest CHEW. In unserem Zahnarztfinder finden Sie Zahnärztinnen und Zahnärzte, die Ihnen den CHEW-Test anbieten. Machen Sie sich noch heute einen Termin aus!
Bleiben Sie gesund!
Ihr Orehab Minds-Team
1. Setzwein, M. Ernährung als Thema der Geschlechterforschung. Hohenheimer Beiträge zu Gender und Ernährung 1; 50-72 (2004)
2. Neill, DJ and Howell PCW A study of mastication in dentate individuals. Internation JournalProsth 1.1 (1988)
3. Youssef, RE et al. Comparison of habitual masticatory patterns in men and women using a custom computer program. The Journal of Prosthdotontics 78.2 179-186 (1997)
4. Mishellany-Dutour, A et al. Is the goal of mastication reached in young dentates, aged dentates and aged denture wearers?. British Journal of Nutrition 99.1 121-128 (2008)
5. Siéssere S et al. Electromyographic activity of masticatory muscles in women with osteoporosis BrazDentJ 20(3); 237-242 (2009)