Kauen ist Teamwork
Kauen ist ein komplexer Vorgang
27. July 2020
Kauen als unbewusster Vorgang?
Denken Sie beim Essen darüber nach, wie Kauen funktioniert? Wahrscheinlich eher nicht. Denn der Vorgang ist so selbstverständlich, dass man sich keine Gedanken macht, wie es dazu kommt, dass wir unsere Nahrung zerkleinern und auch Sprechen können. Welche Prozesse und Komponenten am Kauen tatsächlich beteiligt sind und was dabei passiert, lesen Sie bei uns.
Damit Sie sicher sein können, dass ihre Kaufunktion wirklich immer gut funktioniert und Sie sich keine Gedanken darüber machen müssen, lassen Sie ihre Kaufunktion regelmäßig mit einem Kaufunktionstest von Orehab Minds prüfen.
Kauen ist ein Zusammenspiel verschiedener Komponenten
Das menschliche Kauen ist ein komplexer Vorgang, der auf Basis von rhythmischen Mustern abläuft, die durch Nerven und Muskeln gesteuert werden (Neuromuskuläres System). Wobei die Aktivität des neuromuskulären Systems durch viele Rückkopplungsmechanismen angepasst, umgewandelt und variiert werden kann. Von den folgenden beteiligten Komponenten werden diese sensorischen Impulse an das zentrale Nervensystem zurückgemeldet:
- den Muskelgruppen
- den Knochen
- den Gelenken
- den Zähnen und dem Zahnhalteapparat
- der Schleimhaut
- der Mundhöhle
- Zunge, Wangen und Lippen
So kann das Kauorgan sofort auf die Beschaffenheit und Konsistenz der Nahrung reagieren und zum Beispiel die Kaukraft entsprechend anpassen [1].
Kauen zum Verdauen
Kauen steht am Anfang des Verdauungsprozesses. Deswegen steht die Aufgabe, Lebensmittel mit unterschiedlichsten Eigenschaften zu zerkleinern an oberster Stelle und erfordert eine gemeinsame Aktion vieler Komponenten. Die Nahrung muss zwischen den Zahnreihen positioniert und zerkleinert werden. Das wiederholt sich einige Male. Es wird wieder neu positioniert, nochmals zu zerkleinern, bis schlussendlich ein Bolus geformt wird, der geschluckt werden kann. Während des Zerkauens wird die Nahrung mit Speichel befeuchtet. Die darin enthaltenen Enzyme, starten bereits beim Kauen den Verdauungsvorgang und erleichtern dann den Rest des Vorgangs im Magen.
Im Laufe der Evolution haben sich unterschiedliche Kauorgane der Säugetiere entwickelt. Wobei es darum ging, die vorhandenen Nahrungskomponenten optimal nutzen zu können [2].
Erwartungshaltung und Wachsamkeit
Die Nahrungsauswahl und die Aufnahme in den Mund bzw. das Abbeißen erfolgt bewusst. Durch sensorische Inputs (sehen, riechen) wird eine Erwartung erzeugt, die nach dem Einbringen der Nahrung in den Mund mit dem Geschmack in Einklang sein muss. Stimmen diese sensorischen Informationen nicht überein, dann wird zumindest für kurze Zeit die weitere Zerkleinerung unterbrochen.
Zunächst ist Kauen also ein bewusster Vorgang, der eng mit den motorischen Aktivitäten der motorischen kortikalen Hirnarealen verknüpft agiert. Die ersten Kauzyklen werden noch immer unter erhöhter Wachsamkeit ausgeführt – es wird sozusagen nochmals geprüft, ob die zu zerkauende Nahrung auch tatsächlich dem entspricht, was erwartet wird. Erst dann wird der gesamte Prozess in eher reflexartige, im Stammhirnarealen angesiedelte Mechanismen verlagert, und die Aufmerksamkeit kann wieder auf die Umgebung gerichtet werden.
In der Tierwelt ist dies eine wesentliche Strategie zum Überleben – die Aufmerksamkeit muss auf Gefahren gerichtet werden, und darf durch das Kauen nicht beeinträchtigt werden. Beim Menschen sind es weniger die Gefahren, die es zu erkennen gilt, sondern vielmehr die sozialen Interaktionen, die während eines gemeinsamen Essens entstehen und die Aufmerksamkeit beanspruchen [3].
Aufmerksamkeit schützt
Manchmal kommt es vor, dass beim Kauen ein Zahn beschädigt wird. Zum Beispiel, weil auf einen Kirschkern gebissen wurde. Kurz unachtsam und schon ist es passiert. Das ist unangenehm! So etwas passiert jedoch in der Regel nicht in den ersten Kauzyklen, also nicht am Anfang einer Kausequenz, sondern erst dann, wenn die Aufmerksamkeit nicht mehr auf den Zerkleinerungsprozess gerichtet ist.
Belastungsprobe für die Zähne
Zahnfrakturen sind eine häufige Ursache für Zahnverlust, und damit wird das Kauen leider noch weiter negativ beeinträchtigt. Zahnfrakturen während des Kauens treten jedoch häufig erst bei einer zunehmenden mechanischen Ermüdung der Zahnhartsubstanz auf. Die Entstehung der Frakturen ist also die Konsequenz von einer Materialschwächung, weil bereits über einen langen Zeitraum viele Belastungen eingewirkt haben.
Solche Belastungen sind jedoch nicht ausschließlich nur mechanisch, sondern auch thermisch und chemisch. Bei Patienten, die beispielsweise Osteoporose haben, sind Ernährungszustand und Mundgesundheit beeinträchtigt. Es liegt eine deutliche Erhöhung der Zahnfrakturrate und des Zahnverlustes sowie der Parodontitis- und der Karieshäufigkeit vor. Auch zwischen den Geschlechtern sind Unterschiede zu verzeichnen [4].
Kauen ist Teamwork
Kauen ist komplex, vielen Faktoren kommen zusammen, dass wir Nahrung zerkleinern können. Es zeigt sich, dass jeder Vorgang in diesem Prozess seine spezifischen Gründe hat und einer Logik folgt: Zu vermeiden, dass wir etwas zu uns nehmen, was uns schaden würde und zu gewährleisten, dass wir gut versorgt werden mit Nährstoffen. Auch wenn manchmal trotzdem Fehler passieren, ist die Quote doch relativ gering.
Wenn Sie Ihre Kaufunktion überprüfen lassen möchten, dann empfehlen wir Ihnen den Kaufunktionstest CHEW. In unserem Zahnarztfinder finden Sie Zahnärztinnen und Zahnärzte, die Ihnen den CHEW-Test anbieten. Machen Sie sich noch heute einen Termin aus!
Bleiben Sie gesund!
Ihr Orehab Minds-Team
1 Dellow PG and Lund JP Evidence for central timing of rhythmical mastication. The Journal of Physiology 215.1 1-13 (1971)
2 Lund JP Mastication and its control by the brain stem. Critical Reviews in Oral Biology & Medicine 2.1 33-64 (1991)
3 Lund JP and Kolta. A Generation of the central masticatory pattern and its modification by sensory feedback. Dysphagia 21.3; 167-174 (2006)
4 Christoforou C. Eine prospektive kontrollierte Studie über den Zusammenhang zwischen Ernährungszustand, Nährstoffzufuhr, Zahnverlust und Zahnfraktur bei Patienten mit Osteoporose. Diss. Charité Centrum 3 / Abteilung für zahnärztliche Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre der Medizinischen Fakultät Charité – Universitätsmedizin Berlin (2009)